BAG-BEK-Tagung mit Fokus auf Ganztag und Fachkräfte

Der Anspruch auf ein Ganztagsplatz sowie der Fachkräftemangel bzw. die Fachkräftegewinnung und -bindung sind zwei zentrale Themen des aktuellen frühpädagogischen Diskurses und standen auch im Fokus der diesjährigen digitalen BAG-BEK-Frühjahrstagung "Bildung gemeinsam bewegen", die von Anna Jochums und Prof. Dr. Nicole Klinkhammer moderiert wurde.

Wie die BAG-BEK Vorsitzende Prof. Dr. Tina Friederich zur Begrüßung unterstrich, stand die Frühjahrstagung der BAG-BEK ganz im Zeichen der Fach-AG’s, aus denen heraus auch die Impulsvorträge zum Ganztag und zu Fachkarrieren gestaltet wurden. Tina Friederich schaute auch zurück auf die kürzliche Netzwerk- und Lobbytagung der BAG-BEK in der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch-Stiftung. Hier ging es darum, zu mehr politischer Wirksamkeit und Schlagkraft im Hinblick auf die dringend notwendige bessere Finanzierung und Qualitätsentwicklung im frühpädagogischen Bereich zu kommen. Auf dieser Tagung war auch eine ad-hoc-AG gegründet worden, um das wieder in Frage gestellte Qualitätsentwicklungsgesetz des Bundes zu unterstützen. Für eine bessere politische Wirksamkeit, so fasste Tina Friederich zusammen, „brauchen wir weniger Positionspapiere und stattdessen mehr Netzwerken und den Aufbau persönlicher Beziehungen zu Stakeholdern sowie drei schlagkräftige Kernargumente“.

Zum Auftakt beleuchtete Holger Renner aus der BAG-BEK-AG „Kinder zwischen 6 und 12 Jahren“ aktuelle Diskussionsansätze und Impulse rund um das Thema Ganztag. Mit dem Rechtsanspruch habe jedes Kind von der 1. – 4. Klasse ab 2026 mit einem Stufenplan Anspruch auf acht Stunden Bildung und Betreuung. Der Stand des Ausbaus in den Bundesländern sei dabei sehr unterschiedlich und so erreiche Hamburg schon jetzt fast 100 Prozent, während Bayern und Schleswig-Holstein bei nur einem Drittel liegen. Unterschiedlich sei dabei auch, ob der Fokus eher auf der Ganztagsschule oder doch im Hortbereich liege.

Holger Renner stellte kompakt die aktuellen Qualitätsempfehlungen der KMK wie auch anderer Akteure aus dem Bereich vor. Laut KMK geht es im Ganztag insbesondere darum:

  • Neugier zu wecken, z.B. durch fächerübergreifende Projektarbeit
  • Um Beteiligung der Kinder
  • Um einen rhythmisierten Tagesablauf
  • Um Erweiterung des Bildungsraums in die Natur und Außenwelt
  • Um multiprofessionelle Teams
  • Um Bildungspartnerschaften

Als besonderen Fokus zeigte er den Ansatz der Qualität aus Kinderperspektive auf, bei dem es insbesondere um die Gestaltung wertschätzender pädagogischer Beziehungen und die Beteiligung der Kinder, aber auch um positive Peer-Kulturen gehe.

In der regen Diskussion im Anschluss an den Vortrag wurde insbesondere auch die Aufgabe der Organisationsentwicklung und die Verbindung von Schule und Jugendhilfe hervorgehoben. Als Fernziel wurde ein Qualitätsentwicklungsgesetz für den zum aktuellen Stand qualitativ noch weitgehend ungeregelten Ganztag angesprochen.

Wie Holger Renner resümierte, ist es das aktuelle Ziel der BAG-BEK-AG, sich einen Überblick über die vielen vereinzelten „Good Practice“-Beispiele in den Bundesländern und Kommunen zu verschaffen sowie die Akteur*innen weiter zu vernetzen und gemeinsam zu diskutieren.

Im einem zweiten Impulsvortrag stellte Jannes Boekhoff aus der BAG-BEK AG Berufs- und Fachpolitik die Zwischenergebnisse aus einem Mikro-Projekt zum Thema Fachkarrieren vor. Hierbei sei eine Bestandsaufnahme in den Bundesländern bzw. bei Trägern vorgenommen und auf einem Workshop diskutiert worden. Trotz einiger aktueller Studien oder Positionspapiere zum Beispiel vom Deutschen Verein oder prognos sowie Good Practice-Beispiele wie bei der Stadt München oder bei Fröbel blieben beim Thema Fachkarrieren viele offene Fragen und mangelnde Transparenz. Hemmnisse seien beispielsweise:

  • Keine gemeinsame Begrifflichkeit
  • Wenig Wissen um positive Effekte
  • Wenig Wissen zu den Bedarfen und Zielen von Fachkräften und Trägern
  • Fehlende Kriterien für sinnvolle Fachkarrieren
  • Balance zwischen individueller Weiterentwicklung und Organisationsentwicklung
  • Schwierige tarifliche Einordnung

Einigkeit herrschte in der anschließenden Diskussion, dass Fach-Karrieren ein sinnvolles Mittel der Mitarbeiter*innen-Bindung sein können und aufgrund der immer größeren Einrichtungen und der thematischen Ausdifferenzierung unabdingbar sind – insbesondere auch im Hinblick auf die Entlastung von Leiter*innen.

Nach den Impulsvorträgen gingen die Teilnehmer*innen der Tagung in die verschiedenen Fach-AG’s der BAG-BEK, um sich weiter auszutauschen bzw. begonnene Arbeitsvorhaben weiter zu entwickeln. Zum Abschluss der Tagung stellten Prof. Dr. Axel Jansa und Anna Jochums ein Konzept der AG Didaktik zu mehr partizipativer Beteiligung in der BAG-BEK sowie zu einer partizipativ entwickelten und gestalteten Tagung zur Partizipation vor. Multiperspektivisch könnten hier sowohl die Ebenen der Kindertagesbetreuung (Kinder, Eltern, pädagogische Fachkräfte, Träger), aber auch die Ebene der Qualifizierung an Hoch- und Fachschulen und die bildungspolitische Ebene in den Blick genommen werden.

Abschließend wurde gemeinsam resümiert, dass die Herausstellung der Arbeit der AG´s sehr sinnvoll und fruchtbar für alle BAG-BEK-Mitglieder und Gäste war und dass der partizipative Anspruch sicher dazu beitragen wird, Mitglieder, Vorstand und AGs enger zu verzahnen. Daher soll auf der kommenden Frühjahrstagung in Freiburg (im Herbst ist die Jubiläumstagung der kindheitspädagogischen Studiengänge) der partizipative Anspruch weiter verfolgt werden. In Kürze folgen Details zum Ort und Datum auf unserer Homepage.

Präsentation der AG Kinder zwischen 6 und 12 Jahren

Präsentation der AG Didaktik

Präsentation der AG Berufspolitik