"KiTa-Schließungen wären nicht nötig gewesen"

Abschlussbericht der Corona-Kita-Studie erschienen - Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach haben die Ergebnisse der Corona-KiTa-Studie vorgestellt. Die Studie untersuchte Wirksamkeit und Folgen von Corona-Schutzmaßnahmen bei KiTa-Kindern - und ergab grundsätzlich gestiegene Förderbedarfe.

Im Hinblick auf die Frage, ob Kinder tatsächlich Pandemietreiber und die KiTa-Schließungen entsprechend gerechtfertigt waren, hatte Lauterbach eine klare Antwort: "Kitas waren keine Infektionsherde, die Inzidenz bei den unter Fünfjährigen lag immer konstant unter den Infektionsinzidenzen der Kinder im Grundschul- und Jugendalter." In diesem Sinne seien nach aktuellem wissenschaftlichen Stand "die Kitaschließungen zu Beginn der Pandemie nicht nötig gewesen".

 

Die Pandemie hat der Studie zur Folge dazu beigetragen, soziale Ungleichheiten in Deutschland zu verstärken. Der Grund: Sozial benachteiligte Kinder waren besonders oft von negativen Folgen wie Infektionen und KiTa-Schließungen betroffen und müssen jetzt stärker gefördert werden als Kinder aus nicht benachteiligten Familien.
 

Studie belegt Verschärfung sozialer Ungleichheiten

Bundesjugendministerin Lisa Paus: "Kinder haben in der Pandemie bereits erheblich gelitten - oft weniger am Virus selbst als an den Folgen der Eindämmungsmaßnahmen. Besonders erschreckt mich, dass ausgerechnet sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders stark betroffen sind und so viele Kinder und Jugendliche psychische Belastungen zeigen. Gerade die Kinder, die am dringendsten Zugang zu früher Bildung und Förderung benötigen, unterlagen oft den stärksten Einschränkungen. In Zukunft muss das Kindeswohl unbedingt an oberster Stelle stehen. Hier geht es um die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen und um Chancengerechtigkeit in unserem Land."
 

Gestiegene Förderbedarfe

Die Corona-KiTa-Studie des Robert-Koch-Instituts und des Deutschen Jugendinstituts ging der Frage nach, welche Rolle KiTa-Kinder im Infektionsgeschehen spielen und welche Folgen die Pandemie für Kinder, Familien und KiTas hat. Die jüngste KiTa-Befragung im Frühjahr 2022 ergab grundsätzlich gestiegene Förderbedarfe bei der sprachlichen, motorischen und sozial-emotionalen Entwicklung. In KiTas mit höheren Anteilen von Kindern aus sozial benachteiligten Familien stieg der Bedarf jedoch um 40 Prozent. In KiTas mit wenigen Kindern aus sozial benachteiligten Familien besteht dagegen bei rund 20 Prozent ein pandemiebedingter Förderbedarf.

Die Studie zeigt auch, dass die konsequente Umsetzung bestimmter Schutz- und Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Masken oder die Unterteilung in kleine Gruppen mehr Sicherheit schaffen kann. Allerdings sind die Maßnahmen zum Teil sehr personalintensiv und können die pädagogische Arbeit einschränken. Deshalb raten die Autorinnen und Autoren zu einer sorgfältigen Abwägung.
 

Sozial benachteiligte Kinder besonders belastet

Ebenfalls vorgestellt wurde der Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) "Kindergesundheit", den das Bundeskabinett am 2. November beraten hat. Demnach haben Bund, Länder und Kommunen große Anstrengungen unternommen, um Einrichtungen für Kinder und Jugendliche offen zu halten, ihre Gesundheit präventiv zu fördern und besonders belastete Kinder und Jugendliche stärker zu unterstützen. Er kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass gerade ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders unter den Pandemiemaßnahmen zu leiden haben.

Die IMA "Kindergesundheit" hatte im September 2021 Handlungsempfehlungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den negativen gesundheitlichen Folgen der Pandemie vorgelegt. Diese richteten sich an die Länder und Kommunen, den Bund und weitere Akteure. Die jetzt vorgelegte Auswertung zeigt, dass viele der empfohlenen Maßnahmen umgesetzt wurden. Im Rahmen des Bundesprogramms "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" beispielsweise hat das Bundesjugendministerium den Ländern Mittel für Sport und Freizeitangebote, für zusätzliche Angebote an frühkindlicher Bildung, Jugend- und Sozialarbeit sowie psychosozialer Unterstützung bereitgestellt, die oft mit eigenen Initiativen vor Ort ergänzt wurden.
 

Weitere Unterstützung angekündigt

Der Bericht zeigt aber auch, dass Kinder und Jugendliche weiter erheblich unter den gesundheitlichen Folgen der Pandemie leiden, insbesondere diejenigen, die bereits vor der Pandemie besonders belastet waren. Die IMA "Kindergesundheit" wird in ihrer weiteren Arbeit deshalb den Fokus auf die sekundären gesundheitlichen Belastungen und auf die Situation besonders benachteiligter Kinder und Jugendlicher legen und im Februar 2023 einen Abschlussbericht mit weiteren Handlungsempfehlungen vorlegen.

Im Ausblick kündigten Lisa Paus und Karl Lauterbach an, dass Kitas und Schulen im kommenden Corona-Winter aufbleiben sollen, genau wie Sport- und Freizeitangebote für Kinder. Lisa Paus verwies außerdem auf das im Koalitionsvertrag vereinbarte sogenannte Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit. Das soll an das Corona-Aufholpaket anschließen. Ebenso soll das Angebot von kassenärztlichen Psychotherapien für Kinder erhöht werden. Und der öffentliche Gesundheitsdienst soll sich stärker an Schulen einbringen und dort versuchen, besonders gefährdete Kinder zu unterstützen. Weitere konkrete Maßnahmen sind in Arbeit und sollen im Februar vorgelegt werden.


Zu der Kurz- und Langfassung des Abschlussberichts geht es hier: https://corona-kita-studie.de/aktuelles/abschlussbericht-der-corona-kita-studie-liegt-vor



Quelle: Presseinfo BMFSFJ / Redaktion